Clusterkopfschmerzen
Neben der Volkskrankheit Migräne gibt es noch eine weitere, zwar weniger verbreitete, aber sehr schmerzintensive Form von Kopfschmerzen: die Clusterkopfschmerzen. Betroffene beschreiben den Scherz oftmals als eine Nadel im Auge oder einen Dorn an der Schläfe mit heftigster Intensität. Welche Symptome mit den Clusterkopfschmerzen einhergehen, was der Unterschied zur Migräne ist und was gegen die Clusterkopfschmerzen getan werden kann, erfahren Sie auf unsere Seite.
Was sind Clusterkopfschmerzen?
Clusterkopfschmerzen – in der Fachsprache auch Bing-Horton-Syndrom genannt – sind durch einen fast ausschließlich einseitigen, extrem starken Schmerz gekennzeichnet. Hierbei handelt es sich um eine sehr seltene Art von Kopfschmerzen, die in stechender oder schneidender Form auftreten, überwiegend nachts ausbrechen und zwischen 15 Minuten und 3 Stunden anhalten.
Doch Clusterkopfschmerz ist nicht gleich Clusterkopfschmerz. Auftreten kann er in zwei unterschiedlichen Ausprägungen:
Während eine chronische Form der Erkrankung eher seltener ist und über das ganze Jahr verteilt auftritt, belastet das episodische Auftreten deutlich mehr Menschen. Die Clusterkopfschmerzen treten hier über Wochen oder sogar Monate hinweg bisweilen acht Mal täglich auf. Nach einer solchen Periode bleiben die Anfälle häufig für mehrere Monate aus. Es kann allerdings auch vorkommen, dass chronische Anfälle in eine episodische Form übergehen oder umgekehrt. Manche Betroffene schildern zudem, dass die Zeiträume ohne Anfälle mit den Jahren weniger wurden.
Gängige Symptome
Einen ersten Aufschluss über die Symptomatik der Kopfschmerzen findet sich bereits im Wort selbst, da Cluster Häufung bedeutet. Die Clusterkopfschmerzen treten oftmals anfallsartig und zumeist wiederholt nachts auf. Betroffene klagen vor allem in den Übergangsjahreszeiten Frühjahr und Herbst über die schmerzintensiven Kopfschmerzen. Charakteristische Symptome sind:
- Ein in der Regel um das Auge herum – periorbital in der Fachsprache genannt – auftretender starker Schmerz. Andere Regionen des Schädels können aber ebenfalls betroffen sein und sogar bis hin zu Schulter und Arm ausstrahlen.
- Symptomatisch für die Clusterkopfschmerzen ist der einseitige Schmerz einer Attacke.
- Patient*innen beschreiben die mit einem Anfall einhergehenden Schmerzen als bohrend, stechend und äußerst intensiv.
- Oftmals empfinden Betroffene während der Schmerzattacken einen ausgeprägten Bewegungsdrang (pacing around) oder schaukeln mit dem Oberkörper (rocking). Die Bewegung lindert dabei den Schmerz ein wenig.
- Am häufigsten treten die Clusterkopfschmerzen nachts auf, seltener mittags und abends.
- Ein Garant, wie lange eine Schmerzattacke bei Clusterkopfschmerzen anhält, gibt es nicht, da der Verlauf immer sehr individuell ist. Meistens treten die Schmerzen jedoch zwischen 15 Minuten und 3 Stunden auf.
Zusätzlich zu den aufgelisteten Symptomen können noch weitere Begleiterscheinungen mit den Clusterkopfschmerzen einhergehen: So klagten Betroffene über gerötete Augen, geschwollene Lider, verengte Pupillen, vermehrtes Schwitzen, körperliche Unruhe und Nasenrinnen. Aber auch migräneähnliche Symptome wie Übelkeit oder gesteigertes Licht- und Geräuschempfinden konnten beobachtet werden.
Unterschiede zur Migräne
Zwar gibt es auf den ersten Blick Parallelen zwischen Migräne und Clusterkopfschmerzen – schließlich fallen beide unter die sogenannten Primärkopfschmerzen (d. h. sie haben keinen Auslöser wie eine andere Krankheit oder einen Unfall) und verursachen starke Schmerzen, die mit Licht- und Geräuschempfindlichkeit sowie einer sogenannten Aura einhergehen können – allerdings muss hier genau differenziert werden:
Ein entscheidender Unterschied ist beispielsweise der, dass Migräne sich oft Stunden oder sogar Tage vor der eigentlichen Attacke mit Vorboten wie Müdigkeit, verschwommenem Sehen oder Konzentrationsstörungen ankündigt. Die Clusterkopfschmerzen treten hingegen plötzlich auf. Darüber hinaus wird die Art des Schmerzes bei der Migräne als hämmernd oder pulsierend beschrieben, wohingegen Clusterkopfschmerzen stechend in Erscheinung treten. Außerdem kann es bei einer Migräne zu wechselseitigem Schmerz kommen, während der Clusterschmerz fast ausschließlich einseitig auftritt. Von Bewegung sehen Migränebetroffene außerdem ab, da sie den Schmerz intensiviert; ein weiterer Unterschied zum Clusterkopfschmerz, bei dem die Patient*innen sich viel bewegen, um dem Schmerz (dem Leid) entgegenzuwirken. Außerdem klingen die Clusterkopfschmerzen deutlich schneller wieder ab. Die Rückbildungsphase einer Migräne dauert in der Regel zwischen vier und 72 Stunden, während ein Clusteranfall spätestens nach drei Stunden wieder verschwunden ist.
Ursachen von Clusterkopfschmerzen
Hierin liegt leider eine weitere Gemeinsamkeit zur Migräne, denn was Clusterkopfschmerzen schlussendlich auslöst, ist bis heute nicht eindeutig bekannt. Zwar wird eine Überaktivität bestimmter Gehirnareale und der sich dort befindenden Nervenzellen als Auslöser vermutet, eine fundierte medizinische Erklärung steht aber nach wie vor aus.
Was ebenfalls von der Forschung seit vielen Jahren bezüglich Clusterkopfschmerzen beobachtet wird, ist der Hypothalamus. Oftmals treten die Anfälle zu ähnlichen Zeitpunkten auf, weshalb Expert*innen eine Veränderung in genau diesem Gehirnareal vermuten. Da der Hypothalamus für die Steuerung von Atmung, Kreislauf, Körpertemperatur und Schlafrhythmus zuständig ist, vermuten einige Mediziner*innen, dass bei Clusterkopfschmerzen eine dauerhafte Entzündung der Blutgefäße vorliegt.2
Ein Anfall von Clusterkopfschmerzen kann darüber hinaus auch von den folgenden Faktoren getriggert werden, sollten sich die Betroffenen gerade in einer aktiven Phase befinden.
- Stress
- Alkohol
- Nikotin
- Histaminhaltige Lebensmittel
- Gefäßerweiternde Medikamente
- Flimmerlicht (Fernsehen, Kino)
Erschwerend kommt bei Clusterkopfschmerzen noch hinzu, dass ein typischer Verlauf bisher nicht festgestellt werden konnte, da keine Langzeitstudien existieren.
Die 3 häufigsten Behandlungsmethoden
Bisher ist zwar keine Methode bekannt, wie Clusterkopfschmerzen geheilt werden können, zur Behandlung gibt es aber Einiges, das Sie testen sollten. Im besten Fall lassen sich Anfälle so verhindern oder zumindest die Schmerzen reduzieren. Hier die drei geläufigsten Behandlungsmethoden:
- Bei einer akuten Attacke hat sich das Einatmen von reinem Sauerstoff über einen Inhalator bei Patient*innen bewährt. Dafür muss der Inhalator allerdings direkt am Beginn einer aufkommenden Attacke für 15 bis 20 Minuten benutzt werden.
- Darüber hinaus eignen sich auch bestimmte Medikamente zur Behandlung von Clusterkopfschmerzen. Besondere Migränemittel, die sogenannten Triptane, sind dafür bekannt, ebenso bei Clusterkopfschmerzen zu helfen. Meist werden diese über ein Nasenspray aufgenommen oder unter die Haut gespritzt. Als Tablettenform erzielen die Medikamente meist nicht den erhofften Effekt, da die Wirkung erst zu spät einsetzt.
- Falls keine der oben aufgeführten Behandlungsmethoden anschlägt, kann in Einzelfällen eine Operation infrage kommen. Hierbei gibt es verschiedene Ansätze, mit denen Ärzt*innen bestimmte Nerven im Gehirn stimulieren oder blockieren können. Ein solcher Eingriff ist aber riskant und kann neue Beschwerden hervorrufen.
Prophylaxe
Auch wenn sich die schmerzintensiven Clusterkopfschmerzen nicht ursächlich behandeln lassen und Therapieformen teilweise noch erprobt werden müssen, können Sie mit folgenden Wirkstoffen versuchen, den Clusterkopfschmerzen vorzubeugen.
Hierfür kommt hauptsächlich Verapamil zum Einsatz. Dieses Arzneimittel müssen die Betroffenen dauerhaft einnehmen, damit sich eine Wirkung einstellt. Meist setzt diese nach zwei bis drei Wochen ein. Überbrückt werden kann dieser Zeitraum mit Cortison, einem entzündungshemmenden Mittel. Weitere Prophylaxeoptionen sind Lithium, Valproinsäure oder Topiramat, die ebenfalls die Attacken reduzieren können.3
Zwar lassen sich damit die Cluster-Kopfschmerzen nicht heilen, aber immerhin besteht die Möglichkeit, die Attackenhäufigkeit und -länge einzudämmen.
Was Patient*innen ebenfalls beachten sollten, ist, auf Nikotin zu verzichten und Triggerfaktoren wie Alkohol zu meiden.
FAQ
Herkömmliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol können Clusterkopfschmerzen nicht lindern. Bei einer Attacke sollten Sie, nach Rücksprache mit Ihrem Arzt resp. Ihrer Ärztin, zu Triptanen greifen oder eine Sauerstofftherapie in Erwägung ziehen. Für einen individuellen Behandlungsansatz sollten Sie immer medizinischen Rat einholen.
Tatsächlich tauchen einige Beschwerden wie Licht- oder Geräuschempfindlichkeit sowie die sogenannte Aura (Sehstörung mit Blitzen und Flimmern) bei beiden Kopfschmerztypen auf. Ein Zusammenhang besteht jedoch nicht. Prinzipielle Unterschiede zwischen Migräne und Clusterkopfschmerzen sind, dass sich eine Migräneattacke oftmals Stunden oder Tage vorher ankündigt und nicht plötzlich auftaucht. Außerdem sind Clusterkopfschmerzen fast ausschließlich einseitig und wechseln nicht, wie bei der Migräne möglich.