Migräne Prophylaxe
Bis heute konnten die Ursachen von Migräne noch nicht endgültig geklärt werden. Jedoch sind sich Neurologen einig, dass genetische Faktoren eine starke Rolle für das Auftreten dieser Krankheit spielen. Häufig tragen besondere Lebenssituationen und Alltagsbelastungen wie z.B. Stress dazu bei, dass es zum Migräneanfall kommt. Wie kann man Migräne vorbeugen? An erster Stelle der Empfehlungen stehen Verhaltensmaßnahmen, noch vor dem Einsatz von Medikamenten.
Ziele einer Migräneprophylaxe
- Weniger Migränetage bzw. -attacken
- Kürzere und weniger starke Schmerzattacken
- Reduzierung von Akut-Schmerzmitteln
- Verbesserung der Lebensqualität
Was versteht man unter einer Migräneprophylaxe?
Welche Möglichkeiten gibt es?
1. Ganzheitlicher Ansatz
Eine Prophylaxetherapie mittels Triggermanagement wirkt sich auf Ihren gesamten Alltag aus. Ein strukturierter Tagesablauf, regelmäßige Schlafenszeiten, eine ausgewogene Ernährung und eine allgemeine Routine sind wichtige Bausteine, um Stressfaktoren zu reduzieren und so Migräneauslöser zu vermindern. Weiter spielen auch Ausdauersportarten (z. B. Laufen, Radfahren) oder Entspannungs- und Atemübungen zur Stressreduktion, wie sie in Yoga und Qi Gong praktiziert werden, eine große Rolle in der Vorbeugung von Migräne. Eine Kombination verschiedener Techniken ist absolut empfehlenswert.
Auch wenn Sie keine ganzheitliche Migräneprophylaxe anstreben, wird eine den Alltag strukturierende Routine empfohlen.
2. Medikamentöse Prophylaxe bei Migräne
Sollten die unterstützenden Ansätze aus dem Triggermanagement nicht genügend Erfolg bringen, kann auch eine Prophylaxe mit Medikamenten erwogen werden. Da bei einer medikamentösen Prophylaxe aber Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Gewichtszunahme oder Depressionen nicht selten sind, ist es wichtig, dass Sie diese genau mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.
Beachten Sie außerdem, dass eine medikamentöse Prophylaxe nie ohne ärztliche Absprache begonnen, verändert oder abgebrochen werden sollte. Zu den gängigsten eingesetzten Medikamenten zählen Antidepressiva, Antiepileptika, Betablocker, Kalziumkanalblocker und CGRP-Antikörper:
Antidepressiva
Zwar kommen, wie der Name bereits verrät, Antidepressiva hauptsächlich bei der Behandlung von Depressionen zum Einsatz, ihre Wirkung hat sich jedoch auch in der Migräneprophylaxe bewährt.
Das kann unter anderem daran liegen, dass die Arzneimittel für einen ausgeglichenen Stoffwechsel von bestimmten Botenstoffen im Gehirn sorgen, wodurch die Gemütsstimmung der Betroffenen verbessert und die Leistungsfähigkeit erhöht wird. Außerdem können Antidepressiva Schlafstörungen reduzieren sowie Rücken- und Kopfschmerzen lindern.1 Ein Garant für Erfolg sind Antidepressiva zwar nicht, positive Ergebnisse wurden in der Prävention damit aber schon erzielt.2
Antiepileptika
Eine weitere, ihrem eigentlichen Anwendungsgebiet entlehnte Medikamentengruppe sind Antiepileptika zum Vorbeugen von Migräne. Da die Einnahme dieser Arzneien eine krampflösende Wirkung besitzt, können solche Medikamente ebenfalls zur Migräneprophylaxe eingesetzt werden.3 Zu beachten ist allerdings, dass mit der Einnahme von Antiepileptika meist nur die Frequenz der Attacken, aber nicht deren Intensität verringert wird.4
Betablocker
Betablocker, auch das verrät der Name, sind dafür da, bestimmte Bindungen von Botenstoffen im Körper zu blockieren. Hauptsächlich kommen sie zwar bei Herzerkrankungen oder Bluthochdruck zum Einsatz, bei der Migräneprophylaxe haben sie sich allerdings ebenso bewährt.5
Das liegt womöglich daran, dass Betablocker die Rezeptoren und Enzyme blockieren, die unter Umständen für das Auslösen einer Migräne verantwortlich sind.
Kalziumkanalblocker
In der Regel kommen Kalziumkanalblocker (Kalziumantagonisten) bei der Behandlung von Herz- und Gefäßkrankheiten zum Einsatz, werden jedoch genauso bei der Prophylaxe von Migräne eingesetzt. Diese Kalziumantagonisten sorgen dafür, dass sich die Gefäße weiten und der Blutdruck se0nkt. Diese Veränderung der Blutgefäße kann nun dafür sorgen, dass einer Migräneattacke zuvorgekommen wird.6
Wie Sie gesehen haben, ist keines der vorgestellten Medikamente primär zur Migräneprophylaxe entwickelt worden. Es zeigten sich lediglich mit der Zeit positive Effekte, von denen auch Migränepatient*innen profitieren konnten.
CGRP-Antikörper
Die CGRP-Antikörpertherapie wurde speziell zur Prophylaxe von Migräne entwickelt. Studien zu Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP)-Antikörpern gegen Migräne zeigen ein positives Ergebnis bezüglich Wirksamkeit und guter Verträglichkeit. Jedoch gibt es auch Patient*innen, bei denen die Migräne-Spritze nicht die gewünschte Wirkung bringt.7
Wann sollte eine medikamentöse Migräneprophylaxe durchgeführt werden?
- Drei und mehr Migräneattacken pro Monat
- Lebensqualität stark eingeschränkt durch die Migräne
- Lange oder stark belastende Schmerzattacken
- Zu häufige Einnahme von Akut-Schmerzmitteln
- Akutmittel helfen nicht ausreichend
- Nebenwirkungen der Akuttherapie sind nicht akzeptabel
3. Natürliche Migräneprophylaxe
Für Betroffene stehen auch natürliche und gut verträgliche Substanzen aus den Bereichen der pflanzlichen Therapie oder der Mikronährstoffe zur Verfügung.
Ein pflanzliches Mittel zur Migränevorbeugung ist Mutterkraut. Die Heilpflanze ähnelt in ihrem Aussehen der Kamille. In klinischen Studien hat sie eine migränevorbeugende Wirkung gezeigt. Eine Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie mit einem wirkstoffreichen Spezialextrakt (MIG-99) mit 170 Patient*innen zeigte ein günstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis. Durch die Einnahme des Mutterkrautextraktes sank die Anzahl der Migräneattacken pro Monat von 4,8 um 1,9, in der Placebo-Gruppe dagegen um 1,3.8
In Placebo-kontrollierten Studien zeigte ein Pestwurz-Spezialextrakt eine gute prophylaktische Wirkung bei Migräne. Die Anzahl der Migräneattacken wurde um bis zu 58 % reduziert.9
Ein positiver Einfluss auf das Migränegeschehen im Vorfeld ist ebenfalls möglich durch die regelmäßige Einnahme von Mikronährstoffen wie Magnesium, Vitamin B2 (Riboflavin) und Coenzym Q10. Sie spielen im Energiestoffwechsel des Gehirns eine wichtige Rolle. Migränepatient*innen haben sehr häufig einen Mangel an diesen Stoffen. Allein durch eine ausgewogene Ernährung kann dies nicht ausgeglichen werden. Die Einnahme von hochdosiertem Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10 über einen längeren Zeitraum kann problemlos mit jeder Migräne-Akuttherapie kombiniert werden.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zur Immunschwäche
Während ein medikamentenfreier Ansatz mittels Triggermanagement sich auf den gesamten Alltag auswirkt (strukturierter Tagesablauf, regelmäßige Schlafenszeiten, eine ausgewogene Ernährung, eine allgemeine Routine und Reduktion von Stressfaktoren), kommen bei einer Therapie mit Medikamenten beispielsweise Antidepressiva, Antiepileptika, Betablocker oder Kalziumkanalblocker zum Einsatz, welche nicht für die Behandlung der Migräne entwickelt wurden. Eine vielversrechende Alternative ist darüber hinaus die CGRP-Antikörpertherapie.
Da Migräne leider noch nicht heilbar ist, muss immer nach einem individuellen Behandlungsansatz gesucht werden. Auch wenn Sie keine ganzheitliche Migräneprophylaxe anstreben wird eine den Alltag strukturierende Routine empfohlen.
2: Siehe S. 32: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-057l_S1_Migraene-Therapie_2020-12.pdf (09.04.2022)
3: Siehe S. 31 https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-057l_S1_Migraene-Therapie_2020-12.pdf (09.04.2022)
4: Ebd.
5: Siehe S. 28 https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/030-057l_S1_Migraene-Therapie_2020-12.pdf (09.04.2022)
6: https://www.gesundheitsinformation.de/migraenevorbeugung-fuer-erwachsene.html (09.04.2022)
7: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V.: Antikörper gegen CGRP: die relative Revolution in der Migräneprophylaxe.
Deutsche Gesellschaft für Neurologie: https://dgn.org/presse/pressemitteilungen/antikoerpergegen-
cgrp-die-relative-revolution-in-der-migraeneprophylaxe
8: Diener HC, Pfaffenrath V, Schnitker J, Friede M, Henneicke-von Zepelin HH: Efficacy and safety of 6.25 mg t.i.d. feverfew CO2-extract (MIG-99) in migraine prevention - randomized double-blind, multicentre, placebo-controlled study. Cephalalgia 2005; 25: 1031–41.
9: Diener HC et al. The First Placebo-Controlled Trial of a Special Butterbur Root Extract for the Prevention of Migraine. Europ. Neurology 2004