Clusterkopfschmerzen

Clusterkopfschmerzen sind eine sehr seltene Kopfschmerzform. Etwa ein Prozent der Bevölkerung leidet darunter. Da Männer dreimal häufiger als Frauen unter diesen besonderen Kopfschmerzen leiden, verwendete man dafür früher auch die (nicht ganz korrekte) Bezeichnung „Männermigräne“.

Der Begriff Cluster stammt aus dem englischen und bedeutet „Haufen, Büschel oder Häufung“. Die Cluster-Attacken treten in Schüben bzw. stets hintereinander auf (daher der Name). Eine andere Bezeichnung für Clusterkopfschmerz lautet Bing-Horton-Syndrom oder Histamin-Kopfschmerz.

Gewitter im Gehirn
Triggerfaktoren lösen das Migränegewitter im Gehirn aus

Clusterkopfschmerzen: Extrem heftiger Kopfschmerz

Bei Clusterkopfschmerzen handelt sich um eine sehr heftig und dramatisch verlaufende Erkrankung mit hohem Leidensdruck. Die teils unerträgliche Intensität der Schmerzattacken lässt bei Betroffenen gelegentlich sogar Suizidgedanken aufkommen. Der Altersgipfel der Erkrankung liegt zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.

Die extremen Schmerzen treten charakteristisch einseitig im Bereich des Auges auf. Bei 80% der Patienten sind die Beschwerden sogar immer auf der gleichen Gesichtsseite. Die Anfälle beginnen plötzlich, folgen dicht aufeinander, oft über Stunden. Häufig beginnen die Anfälle in den frühen Morgenstunden oder einige Zeit nach dem Einschlafen, plötzlich ohne Vorwarnung aus dem Schlaf heraus.

Die stechenden oder bohrenden Schmerzen im Bereich von Auge und Schläfe können in Kiefer, Gesicht und Hinterkopf ausstrahlen. Typischerweise tränt das Auge der betroffenen Seite während der Attacke, die Lidspalte wird schmäler. In der schmerzenden Gesichtshälfte kann eine intensive Wärme mit Schweißausbruch verspürt werden. Die Anfälle selbst dauern zwischen 15 Minuten bis hin zu drei Stunden, und können mehrmals, bis zu achtmal täglich, auftreten.

Von episodischen Clusterkopfschmerzen spricht man, wenn zwischen den Attacken Ruhephasen von einigen Monaten bis Jahren liegen. Bei chronischem Clusterkopfschmerz sind die Ruhephasen hingegen weniger als einen Monat lang.

Einige Patienten beschreiben den Clusterkopfschmerz, als würde ein heißes Messer in ihr Auge stechen. Wegen der extremen Schmerzen, die hinsichtlich der Stärke die Schmerzen bei Migräne übertreffen, wird der Clusterkopfschmerz auch „Selbstmord-Kopfschmerz“ genannt.

Ursachen noch ungeklärt

Glas Rotwein kann auf Grund von Histaminen Kopfschmerzen auslösen
Histamine in Rotwein können Kopfschmerzen auslösen

Die genauen Ursachen für den Clusterkopfschmerz sind noch nicht ermittelt. Gefäßerweiterungen im Gehirn scheinen zu Reizungen bestimmter Hirnhautareale (Hypothalamus) zu führen. Aufgrund der Beschwerden wird der Clusterkopfschmerz der Gruppe der Trigeminus-autonomen Kopfschmerzen zugeordnet.

Zudem gibt es bestimmte Auslöser, sogenannte Trigger, die die Anfallshäufigkeit erhöhen, wie Alkohol, Histamin (ein Gewebshormon, das die Blutgefäße stark erweitert), sowie grelles Licht. Betroffene sind häufig Raucher.

Im Frühjahr und Herbst häufiger

Clusterkopfschmerzen verlaufen individuell sehr unterschiedlich. Nach den Schmerzperioden kommt es individuell über längere Zeit zu einer Ruhephase, in der der Clusterkopfschmerz nicht auftritt. Auffällig ist eine jahreszeitliche Häufung im Frühjahr und Herbst. Zwischen einzelnen Cluster-Schmerzattacken können Monate bis Jahre beschwerdefrei vergehen. Weil anschließend wieder längere Zeiten der Ruhe folgen, verzögert sich oft die Diagnostik.

Was ist typisch bei Clusterkopfschmerzen?

  • Streng einseitige Kopfschmerzen
    Schmerzdauer: 15 bis 180 Minuten (unbehandelt)
  • Tränen und Augenrötung
  • Pupille verengt oder weitet sich, Lidspalte wird schmaler
  • Hängendes Augenlid, geschwollenes Auge
  • Nasenlaufen oder verstopfte Nase
  • Rötung oder Schwitzen im Gesicht
  • Starke körperliche Unruhe und Bewegungsdrang
  • Schmerzausstrahlung in Stirn oder Kiefer möglich
  • Jahreszeitlicher Bezug: Episoden beginnen meist im Herbst oder Frühjahr
  • Schmerzattacken kehren periodisch wieder
  • Schmerzanfall tritt in Ruhe oder im Schlaf auf

Diagnose stellt der Arzt

Clusterkopfschmerzen müssen von einem Arzt abgeklärt werden. Neben der ärztlichen Befragung (Anamnese) gehört eine Kernspintomografie (MRT) zur Diagnostik, um eine Entzündung oder einen Tumor auszuschließen. Mittlerweile gibt es Kopfschmerzambulanzen, Fachärzte und Kliniken in Deutschland, die sich auf die Diagnose und Therapie von Clusterkopfschmerzen spezialisiert haben.

Zwei Ärztinnen sehen sich MRT-Scans an und stellen Clusterkopfschmerzen fest
MRT-Diagnose für Clusterkopfschmerzen

Spezielle Therapie: 100% reiner Sauerstoff

Gängige Schmerzmittel (Analgetika) oder Triptane als Tabletten oder Kapseln, die bei Spannungskopfschmerzen oder Migräne helfen, sind bei Clusterkopfschmerzen meist wirkungslos. Allgemein sind bei akuten Clusterkopfschmerzen orale Medikamente (d.h. über den Mund eingenommen) nicht schnell genug wirksam. Bei Clusterkopfschmerzen ist überhaupt von einer Selbstmedikation abzuraten.

Spezielle Therapie bei einer Cluster-Schmerzepisode: Während eines Anfalls inhaliert der Betroffene 100-prozentigen Sauerstoff für etwa 10 Minuten über eine Gesichtsmaske. Neben großen Sauerstoffflaschen für die häusliche Anwendung gibt es auch kleine transportable Flaschen mit zwei Litern für unterwegs. Die Sauerstoffinhalation wird häufig mit einer medikamentösen Therapie kombiniert, die die Verordnung durch den behandelnden Arzt erfordert.

Triptane als Injektion oder Nasenspray

Frau nutzt Nasenspray mit Triptanen um keine Clusterkopfschmerzen mehr zu haben
Triptan-Nasenspray als Hilfsmittel bei Clusterkopfschmerz

Sumatriptan als Injektion (subkutan) führt bei bis zu drei Viertel der Betroffenen innerhalb von fünf bis zwanzig Minuten zur Beschwerdefreiheit. Als weiteres Mittel der ersten Wahl gilt ein nasales Triptan (Zolmitriptan). Anderen Patienten hilft ein betäubendes Lidocain-Nasenspray.

Prophylaktische Behandlung und Neurostimulation

Prophylaktisch kommen Kortison, Antiepileptika, Verapamil oder Lithium zum Einsatz. Spricht keine dieser Therapien an, wird eine Neurostimulation erwogen, wie die Stimulation des Ganglion sphenopalatinum, einem Nervenknoten hinter der Nase. Derzeit werden in Studien monoklonale Antikörper gegen das CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide) erprobt. Das Neuropeptid gilt als eines der wichtigsten Botenstoffe in der Pathophysiologie von Kopfschmerzattacken.

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