Migräne und Sport: Verbesserung oder Trigger?

Migräne und Sport – je nach Belastungsart kann Sport entweder präventiv oder triggernd bei Migräne wirken. Wie sich Sport bei Migränepatienten auswirkt, kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Für manche Betroffenen stellt Sport einen echten Auslöser dar, während er für andere sogar migränevorbeugend ist. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über Sport und Migräne.

Das Wichtigste in Kürze

  • je nach Art der sportlichen Belastung kann Sport sowohl ein Trigger als auch Migräneprophylaxe sein
  • intensives anaerobes Training, wie beispielsweise Krafttraining, gilt eher als Trigger
  • leichtes bis moderates aerobes Training wie Ausdauersport kann sich vorbeugend auswirken

Sport als Migräne Trigger

Sport stand in der Vergangenheit des Öfteren in der Diskussion, ein Auslöser von Migräne zu sein. Da die Ursachen von Migräne bis heute noch nicht ausreichend belegt sind, können an dieser Stelle nur studienbasierte Theorien erläutert werden.

Eine Studie aus den Niederlanden untersuchte den Zusammenhang von Sport und dem Auftreten von Migräneattacken. Dabei wurde festgestellt, dass von 103 Migränepatienten rund 38% der Betroffenen innerhalb von 48 Stunden einen Migräneanfall bekamen 1. Auch weitere Studien aus Dänemark und Schweden haben Migräneanfälle besonders nach intensivem Aerobic-Training gezeigt 2,3.

Sport kann in manchen Fällen ein Migräne Trigger sein

Worin aber liegt der Grund für häufigere Migräneattacken mancher Betroffenen nach dem Sport? Die Ursache dafür wurde noch nicht ausreichend erforscht. Man weiß aber, dass meist mehrere Faktoren bei dem Ausbruch einer Migräneattacke eine Rolle spielen. Und es gibt Theorien, die das Auftreten von Migräneanfällen nach dem Sport zu erklären versuchen.  

Einerseits könnte sich eine sportbedingte Migräne auf eine verstärkte Laktatproduktion im Körper zurückführen lassen 4. Auch hormonelle Dysfunktionen oder der Anstieg eines bestimmten Neuropeptids könnten eine ausschlaggebende Rolle spielen 5,6.

Theorie 1: Laktat als Migränetrigger

Laktat entsteht bei körperlicher Anstrengung als Nebenprodukt im Körper und wird als potenzieller Migräne-Trigger vermutet

Bei körperlicher Anstrengung wechselt der Körper von dem aeroben (mit Luft) zum anaeroben (ohne Luft) Stoffwechsel. Als Nebenprodukt entsteht dabei Laktat (Milchsäure). Bei besonders intensiven Übungen oder bei schwerem Krafttraining verfällt der Körper in den anaeroben Energiestoffwechsel, bei dem Laktat produziert wird. In der bereits erwähnten niederländischen Studie wurde mit Hilfe einer Magnetresonanzspektroskopie – kurz MRS – ein erhöhter Laktatspiegel im Gehirn mit einer erhöhten Migränefrequenz assoziiert. Eine weitere MRS-Studie zeigte zudem einen gestörten Energiestoffwechsel bei Migränepatienten, wonach diese länger brauchen, um den körpereigenen Kreatinphosphat-Spiegel wieder aufzufüllen. Die Kombination aus gestörtem Energiestoffwechsel und dem erhöhten Laktatspiegel nach dem Sport könnte zur Folge haben, dass Migränepatienten nach dem Sport anfälliger für eine Migräneattacke sind 7.

Theorie 2: hormonelle Dysfunktion als Migräne Trigger

Eine weitere Theorie, die sportbedingte Migräneattacken zu erklären versucht, ist eine Dysfunktion des Hormons Hypocretin 1, auch Orexin A genannt. Orexin ist ein Neuropeptid-Hormon, das im Hypothalamus bei Säugetieren gebildet wird. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Schlaf-, Hunger- und Erregungszuständen 8. Geht man davon aus, dass das Orexin an einer Migräneattacke beteiligt ist, lässt sich das wie folgt erklären: Orexin fungiert als Bindeglied zwischen der Schmerzverarbeitung und der Regulation bestimmter Körpervorgänge, u.a. dem Schlaf. Wird die Schlafqualität nun – beispielsweise durch intensive körperliche Belastungen – negativ beeinflusst, wirkt sich das auch negativ auf die Schmerzregulation bei einer Migräneattacke aus, da zu wenig und unerholsamer Schlaf als migränefördernd gilt 9.

Theorie 3: Herzzeitvolumen und Blutdruck

Eine dritte mögliche Theorie zur Erklärung sportbedingter Migräne ist kardiovaskulären Ursprungs. Bei besonders intensivem Training erhöht sich sowohl das Volumen des Blutes, das pro Minute vom Herzen in den Körper gepumpt wird (Herzzeitvolumen), als auch der Druck, mit dem das passiert (systolischer Blutdruck). Nach der im anerkannten Fachmagazin „The Journal of Headache and Pain“ veröffentlichten niederländischen Studie löst der Anstieg von Herzzeitvolumen und systolischem Blutdruck möglicherweise sportbedingte Migräneattacken aus.

Herzzeitvolumen und Blutdruck steigen bei anaeroben Übungen an.

Diese Hypothese wird zusätzlich durch die Beobachtung gestützt, dass der Einsatz von Betablockern (die das Herzzeitvolumen und den systolischen Blutdruck senken) das Auftreten von sportbedingten Migräneattacken verhindern kann. Innerhalb der Studie konnte außerdem festgestellt werden, dass Migränepatienten allerdings noch dazu in der Lage waren, andere Übungen niedriger Intensität zu praktizieren. Das spricht für die Hypothese, dass ein Anstieg des Herzzeitvolumens und des Blutdrucks Faktoren sind, die möglicherweise mit sportbedingten Migräneattacken in Zusammenhang stehen 10.

Sport als Migräne Trigger: kurz und knapp

Bei besonders intensivem Training oder Kraftübungen kann Sport ein Migräne Trigger sein. Sport als Migräne Trigger könnte sich auf folgende Parameter zurückführen lassen:

  • Ein erhöhter Laktatspiegel
  • Eine hormonelle Dysfunktion nach dem Sport
  • Ein erhöhtes Herzzeitvolumen und erhöhter Blutdruck während intensivem Training

Migräne vorbeugen mit Sport

Sport kann bei Migränepatienten allerdings auch sehr positive Auswirkungen haben. Mit der richtigen Art von Sport lassen sich Migräneattacken sogar vorbeugen, Intensität und Schmerzen sogar langfristig reduzieren. Auf die Sportart kommt es an.

Sport ist nicht gleich Sport

Da Sport sehr vielseitig ist, sollte es nicht überraschen, dass körperliche Übungen in manchen Fällen zwar migräneauslösend sein können, Sport jedoch auch migränevorbeugend sein kann. Der Schlüssel hierbei ist die Intensität der Übungen. Die bereits betrachteten migräneauslösenden Aspekte von Sport haben sich lediglich bei besonders intensiven und anstrengenden Übungen, wie beispielsweise Krafttraining, gezeigt. Bei geringerer Trainingsbelastung kann Sport sogar migränevorbeugend sein.

Wer mit Sport seiner Migräne den Kampf ansagen will, sollte auf eine niedrige Trainingsbelastung achten. Sportarten wie moderates Joggen oder langsames Schwimmen sind dafür ideal.

So hilft Sport bei Migräne

Mehrere Studien belegten bereits die positive Wirkung von aeroben Übungen bei Migräne. Ein Beispiel hierfür bietet eine Studie der Dokuz Eylül University in der Türkei. Hierbei wurden die Auswirkungen moderater aerober Übungen auf Migränekopfschmerzen untersucht. In einer achtwöchigen Therapieperiode sollten Migränepatientinnen dreimal die Woche für jeweils eine Stunde aerobe Übungen machen. Nach Ende dieser Therapieperiode haben Intensität, Häufigkeit und Dauer der Schmerzen von Migräneattacken signifikant abgenommen 11.

Dass regelmäßiges aerobes Training Migräne-Indizes wie Intensität, Häufigkeit und Dauer von Migräneschmerzen verringern kann, gilt mittlerweile als weit verbreitete und begründete Annahme. Doch was genau macht moderates aerobes Training zu einem effektiven Migränebekämpfer?

Moderate aerobe Übungen können prophylaktisch bei Migräne wirken.

Welche Wirkungsweisen genau dazu führen, dass aerober Sport bei Migräne hilft, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend geklärt. Doch auch hierfür gibt es mehrere Annahmen. Allgemein bekannt ist, dass aerobe Sportübungen durchblutungsfördernd, stoffwechselanregend und immunstärkend sind. Die Sauerstoffaufnahme im Körper wird gesteigert, ebenso wie Ausdauer und Leistungsfähigkeit. Zusätzlich helfen sportliche Betätigungen dabei den Migräne Trigger Stress zu bewältigen. Ebenso kann schonende Gewichtsreduktion einen positiven Einfluss auf die Migräne haben, da auch Übergewicht zu den potenziellen Auslösern zählt.

Des Weiteren hat sich gezeigt, dass der Beta-Endorphin-Spiegel bei Migränepatienten deutlich niedriger ist als bei gesunden Menschen. Durch aerobe Trainingseinheiten steigt dieser Spiegel an, was zu weniger Migränetagen führen könnte.  Selbiges gilt für eine Reihe weiterer Hormone, deren Konzentration sich durch moderates Ausdauertraining steigern lässt. Da auch eine hormonelle Dysfunktion als Migräne-Ursache vermutet wird, kann dies als eine mögliche Erklärung zur Sporttherapie bei Migräne herangezogen werden 12.

Wer mit Sport gegen die Migräne vorgehen möchte, der sollte aber in jedem Fall auf ein paar Dinge achten:

Sport und Migräne: Fazit

Sport kann sowohl Fluch als auch Segen für Migränebetroffene sein. Je nach Art der sportlichen Belastung kann Sport sowohl ein Auslöser sein als auch vorbeugend wirken. Die aktuelle Studienlage lässt vermuten, dass intensives anaerobes Training, wie beispielsweise Krafttraining, eher als Trigger fungiert, während leichtes bis moderates aerobes Training wie Ausdauersport sogar vorbeugend wirken kann.

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