Was ist Migräne? Ursachen und Symptome!
Kopfschmerzen begleiten uns häufig unser ganzes Leben lang. Meist sind es nur kurze Phasen des Schmerzes, die schnell wieder vorüber sind. Allerdings sind Kopfschmerzen auch das bekannteste und häufigste Symptom einer Migräne. Diese Migränekopfschmerzen unterscheiden sich in der Regel aber deutlich von den Alltagskopfschmerzen des Großteils der Bevölkerung.
Als neurologische Erkrankung geht mit der Migräne ein oft komplexes Krankheitsbild einher, das aus weit mehr besteht als Kopfschmerzen. Etwa 10 % der Bevölkerung in den westlichen Industrienationen sind von Migräne betroffen. In Deutschland leiden über acht Millionen Menschen darunter.
Die meist langwierige und schwierige Diagnose verlängert die Leidensgeschichte der Betroffenen in vielen Fällen. Dazu kommt die oft fehlende Sensibilität Nicht-Betroffener, die sich sowohl aus dem schwer nachzuvollziehenden Krankheitsbild als auch aus einem Mangel an Aufklärung ergibt. Privat und beruflich kann die Krankheit zur Belastung werden, weil Betroffene an Migräne-Tagen komplett "ausfallen". Das kann sich negativ auf Beruf wie auch auf soziale Beziehungen und Partnerschaften auswirken.Dabei gehört die Migräne, d.h. die vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns, zu den häufigsten Gesundheitsbeschwerden in Deutschland. Eine Migräne wird meist bereits vor dem 35. Lebensjahr diagnostiziert – Frauen erhalten die entsprechende Diagnose dreimal so häufig wie Männer. Erschwert wird die Diagnose durch die unterschiedlichen Formen der Migräne und die dementsprechend abweichenden Symptome. Die charakteristischen Kopfschmerzen sind oft nur ein Teilaspekt des Krankheitsbildes. Alles zu den verschiedenen Migräneformen, Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten lesen Sie hier.
Überblick
- Die Migräne ist eine neurologische Erkrankung, die sich häufig durch plötzlich auftretenden Kopfschmerz bemerkbar macht. Darüber hinaus weist sie ein vielfältiges Krankheitsbild auf.
- Eine Migräne ist ursächlich nicht behandelbar. Lediglich die Attacken und die damit einhergehenden Symptome können behandelt und bei erfolgreicher Therapie reduziert werden.
- Neben medikamentöser Akuttherapie ist vor allem eine gezielte Prophylaxestrategie erfolgsversprechend.
Was ist Migräne
Der Begriff Migräne beschreibt eine neurologische Erkrankung, deren charakteristisches Krankheitsbild sich durch attackenartige, wiederkehrende und häufig einseitige Kopfschmerzen auszeichnet. Darüber hinaus sind Übelkeit, Erbrechen sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit typische Symptome. Dennoch ist Migräne nicht gleich Migräne. Ihre verschiedenen Formen lassen sich durch abweichende Symptomatik, Auslöser und Ursachen voneinander unterscheiden. Wie wichtig die richtige Unterscheidung und Einstufung ist, zeigt sich in der Migräneprophylaxe.
Die meisten Betroffenen sind zwischen 25 und 45 Jahre alt. Allerdings kann eine Erkrankung bereits im Kindesalter auftreten. Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl der Neuerkrankungen jedoch ab. Dennoch zeigt dies deutlich: nahezu jede Altersgruppe kann von Migräne betroffen sein.
Migräne Symptome / Krankheitsbild
Die Symptome einer Migräne können sich bei jeder betroffenen Person individuell unterscheiden. Der charakteristische, attackenartige Kopfschmerz muss nicht zwangsläufig auftreten, ist aber bei den allermeisten Migräneanfällen als Symptom festzustellen. Aufgelistet finden Sie die häufigsten Symptome, die im Zusammenhang mit einer Migräne auftreten können.
Die 5 häufigsten Migränesymptome
1. Anfallartige, oft periodisch wiederkehrende, pulsierende Kopfschmerzen mit einseitiger Lokalisation: bei einem Drittel der Betroffenen tritt der Kopfschmerz jedoch im ganzen Kopf auf. Jegliche körperliche Aktivität verstärkt häufig die Schmerzen.2. Übelkeit und Erbrechen
3 Visuelle Störungen, oftmals gekoppelt mit Sprach- und Gleichgewichtsstörungen.
4. Geruchs-, Lärm- und Lichtempfindlichkeit: Licht, Geräusche aber auch bestimmte Gerüche werden zur Qual.
5. Müdigkeit und Abgeschlagenheitsgefühl: die starken Schmerzen und die Verstärkung der Symptome durch Bewegung führen zu einem erhöhten Ruhebedürfnis des Körpers.
Grundsätzlich lassen sich die verschiedenen Symptome einer Migräne in eine bestimmte Symptomphase einordnen. Diese Einordnung kann in vielen Fällen zutreffen, weist jedoch individuelle Abweichungen auf und muss nicht zwangsläufig in der aufgelisteten Reihenfolge erfolgen bzw. müssen sich nicht alle aufgeführten Symptome zeigen. Dennoch kann die Einordung dabei helfen, sich mental vorzubereiten oder Maßnahmen für die Migräneprophylaxe durchzuführen, um so eine Minderung der Symptome zu erzielen.
Symptomphasen
Betroffene durchlaufen bei einem Migräneanfall vier verschiedene Phasen. Insbesondere die Auraphase ist dabei gesondert zu betrachten, da sie bspw. bei der Migräne ohne Aura – der bei weitem häufigsten Form von Migräneanfällen – nicht vorkommt. Die Kenntnis der verschiedenen Phasen kann dabei helfen, individuell zu reagieren.
Ein Migräneanfall kündigt sich bei einem Drittel der Migränepatienten*innen durch sogenannte Vorbotensymptome an. Die charakteristischen Kopfschmerzen sind in dieser Phase meist noch nicht festzustellen. Vielmehr sind die häufigsten Symptome Magen-Darm-Probleme, Müdigkeit und Lärmempfindlichkeit. Etwa 87 % der Betroffenen gaben an, unter Ankündigungssymptomen zu leiden.
Eine Auraphase tritt bei 15 - 20 % der Betroffenen auf. Doch gerade diese Form der Migräne kann für die Betroffenen besonders beängstigend sein. Die gewöhnliche Migräne kennt keine visuellen Einschränkungen. Die Migräne mit Aura, auch klassische Migräne genannt {Link zum Artikel}, kann die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich stark verschlechtern. Etwa 15-20 % der Migräneanfälle gehen mit visuellen Beeinträchtigungen einher, die individuell variieren können. Typisch sind Skotome, ein einseitig eingeschränktes Gesichtsfeld oder Fortifikationen. Ein Kribbeln in Armen, Beinen oder im Gesicht, aber auch der zeitweilige Verlust des Berührungsempfindens können auftreten.
Schaubild – Sichtbild mit 4-6 Arten der Gesichtsfeld Einschränkung
Neben visuellen und physischen Störungen können weitere neurologische Einschränkungen auftreten. So etwa Sprach- und Gleichgewichtsstörungen oder eine eingeschränkte Geruchswahrnehmung.
Grundsätzlich ähneln alle beschriebenen Symptome denen eines Schlaganfalls. Besonders vor einer eindeutigen Diagnose bedeutet dies sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen eine enorme psychische Belastung und Verunsicherung. Allerdings unterscheiden sie sich – und dies lässt eine recht präzise Abgrenzung zwischen Migräne und anderen neurologischen Erkrankungen zu – im Ablauf der aufgeführten Symptome. Der migränebedingten Auraphase ist eine gewisse Dynamik immanent. D. h. die auftretenden Symptome verschieben sich im Laufe des Anfalls. So kann bspw. ein Kribbelgefühl in den Fingern von einem zum anderen Finger “wandern”. Dies gilt auch für eine Verschiebung von Seh- zu Sprachstörungen o.ä. Zudem hat eine Auraphase keine schädigende Wirkung auf unser Gehirn und klingt meist nach 60 Minuten ab. Zwar ähneln sich die Symptome einer Migräne mit Aura und einem Schlaganfall auf den ersten Blick. Allerdings gibt es ein entscheidendes Distinktionsmerkmal: Während die Aurasymptome meist langsam beginnen und zusehend stärker werden, tritt ein Schlaganfall meist abrupt auf.
Die Kopfschmerzphase als Hauptcharakteristikum einer Migräne tritt nach der Vorboten- bzw. der Auraphase ein. Allerdings bleibt der Kopfschmerz vereinzelt nach einer Auraphase auch aus.
Tritt die Kopfschmerzphase ein, macht sie sich in den meisten Fällen durch einseitigen pulsierenden Schmerz über Auge, Stirn und Schläfe bemerkbar. Daneben treten die bereits aufgeführten Symptome wie Licht- und Geräuschempfindlichkeit auf, ebenso Übelkeit und Erbrechen. Lärm, Licht oder Bewegung können in dieser Phase eine Verstärkung der Symptome hervorrufen. Die kräftezehrende Hauptphase der Migräne hält zwischen einer Stunde und bis zu drei Tagen an.
In der letzten Phase nehmen alle Symptome langsam ab. Oft dauert es bis zu 24 Stunden, bis alle Beeinträchtigungen verschwunden sind. Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind charakteristisch in diesem Zeitraum.
Ursachen von Migräne
Die Ursache einer Migräneerkrankung ist bislang nicht einwandfrei geklärt. Erste Studien zeigen jedoch, dass ein kompliziertes Zusammenspiel aus inneren und äußeren Faktoren sowie der individuellen Genstruktur zu einer Migräneerkrankung führen kann. Erbgut und Umwelt haben dabei einen gleich hohen Ursachenanteil. Dadurch, dass eine Migräne partiell von genetischen Komponenten verursacht wird, kommen Forscher zu dem niederschmetternden Schluss, dass eine Migräne ursächlich nicht behandelbar ist. Ein durch spezifische Triggerfaktoren ausgelöster Migräneanfall kann jedoch behandelt werden. Hier stehen den Patienten*innen sowohl medikamentöse als auch natürliche Behandlungsformen offen. Ein Trigger selbst ist aber nicht die Ursache einer Migräne, sondern lediglich der Auslöser eines Anfalls bei Personen, die eine erblich- oder umweltbedingte Veranlagung für Migräne haben.
Auslöser / Trigger von Migräne
Um einen Auslöser oder Trigger von Migräne einwandfrei zu identifizieren, bedarf es viel Zeit und präziser Dokumentation. Diese Zeit sollten Sie sich nehmen. Die Identifikation eines Triggers und vor allem die passende Prophylaxe hilft dabei, die Einschränkungen durch die Erkrankung abzufedern. Ein Kopfschmerz- oder ein Migränetagebuch kann in solchen Fällen hilfreich sein. Verschiedenen Migräne-Apps erleichtern auch unterwegs eine lückenlose Dokumentation. Eine gute ärztliche Betreuung ist unerlässlich und bedeutet eine wertvolle Hilfestellung im Umgang mit Migränetriggern. Manchmal kann es sein, dass auch die gründlichste Dokumentation kein klares Ergebnis liefert. Davon sollten Sie sich nicht entmutigen lassen, denn das Aufschreiben gibt Struktur und kann dabei helfen, einen selbstsicheren Umgang mit Ihrer Erkrankung zu ermöglichen. Zudem schaffen Sie ein Bewusstsein bei Nicht-Betroffenen.
Grundsätzlich können viele verschiedene Faktoren dazu führen, dass ein Migräneanfall ausgelöst wird. Entscheidend ist dabei auch, wie empfindlich individuell auf bestimmte Einflüsse reagiert wird. Dennoch deutet vieles darauf hin, dass insbesondere Umweltfaktoren und der vor allem in westlichen Ländern verbreitete Lebensstil Schlüsselreize für eine Migräne sind.
Die häufigsten und bekanntesten Auslöser von Migräne
- Stress
- Veränderung des Tagesrhythmus (bspw. Auslassen von Mahlzeiten)
- Erschöpfungszustände (körperliche wie auch seelische)
- Schlafmangel bzw. Schlafstörungen (auch zu viel Schlaf kann in Einzelfällen einen Migräneanfall auslösen)
- Wetter und Wetterveränderungen oder extreme Temperaturen
- Lichtverhältnisse und Gerüche
- Starke Emotionen
- Hormonelle Schwankungen (Eine starke hormonelle Belastung oder Veränderung bspw. in der Schwangerschaft, während der Periode oder den Wechseljahren kann eine Migräne auslösen. Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille kommen aber ebenso als Trigger in Frage.)
- Ernährung: Bestimmte Nahrungsmittel bzw. die darin enthaltenen Nährstoffe können einen Migräneanfall auslösen.
- Arzneimittel
Einige der oben genannten Trigger-Faktoren stehen in direktem Zusammenhang mit einem spezifischen Lebensstil und können durch einen bewussten Umgang damit identifiziert werden. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Trigger, die einen Migräneanfall auslösen können. Bspw. kann auch ein hoher Blutdruck Migräneattacken begünstigen. Umstritten ist unter Migräneforschern der Effekt von Koffein. Schwankungen des Koffein-Spiegels sollen, laut Ansicht einiger Forscher*innen, bei regelmäßigem Kaffeekonsum eine Migräneattacke auslösen können.
Darüber hinaus kann ein Mangel an Mikronährstoffen ebenfalls eine Migräne induzieren. Durch den Fokus auf übergeordnete Trigger findet diese Problematik bei der Ursachenforschung oft keine Beachtung. Durch gezieltes Diätmanagement mit hochdosierten Präparaten lässt sich ein Mangel an Mikronährstoffen [Magnesium, Riboflavin (Vitamin B2), Coenzym Q10] leicht beheben. Ein durch diesen Mangel gestörter Energiestoffwechsel lässt sich bspw. mit Migravent Kapseln {Link auf Produktseite} aus der Apotheke ausgleichen.
Hören Sie auf Ihren Körper. Achten Sie auf sich und nehmen Sie sich die Freiheit, Pausen einzufordern, wann immer nötig. Ein selbstbewusster Umgang schafft nach außen ein Bewusstsein für die Krankheit. Viel wichtiger aber: Er kann Ihnen dabei helfen, Attacken zu verringern oder ganz zu verhindern.
Formen von Migräne
Migräne ist nicht gleich Migräne. Die International Headache Society (IHS) unterscheidet mehrere Formen von Migräne, die sich in ihren Ursachen, Symptomen und in ihrem Ablauf teilweise deutlich voneinander abheben. Als primäre Kopfschmerzerkrankung ist die Migräne, wie der Clusterkopfschmerz und der Spannungskopfschmerz auch, nicht die offensichtliche Folge anderer Erkrankungen. Bereits eingangs haben wir darauf hingewiesen, wie schwierig und gleichsam wie wichtig für Prophylaxe und Symptomlinderung eine spezifische Diagnose ist. Die im Folgenden aufgelisteten Formen der Migräne dienen Ihnen als Stütze bei der Identifizierung.
Migräne ohne Aura
Die bei weitem am häufigsten auftretende Form der Migräne - 80 bis 85 % aller Migräneanfälle sind diesem Typus zuzuordnen - ist die gewöhnliche Migräne (auch bekannt als Migräne ohne Aura oder einfache Migräne).
Wann von einer Migräne ohne Aura gesprochen werden kann, ist nach IHS-Klassifikation genau festgelegt. Zunächst müssen bei den Betroffenen mindestens zwei der unten aufgeführten Symptome festgestellt werden:
- Einseitiger Kopfschmerz (Hemikranie)
- Mittlere / starke Schmerzintensität
- Pulsierender Schmerz
- Verstärkung der Symptome durch körperliche Anstrengung
Zudem müssen diese Symptome bei mindestens fünf Migräneanfällen aufgetreten sein. Neben den Hauptkriterien muss darüber hinaus noch ein weiteres vegetatives Symptom [Symptome, die das vegetative Nervensystem betreffen, d.h. autonom vom Körper reguliert werden.] zutreffen. Dazu zählen z.B. Übelkeit, Erbrechen, Phono- oder Photophobie [Phonophobie: Angst bzw. Abneigung vor bestimmten Geräuschen. Photophobie: erhöhte Lichtempfindlichkeit der Augen.] Der charakteristischen Kopfschmerzphase darf zudem keine Aura vorausgegangen sein.
Unbehandelt kann ein Migräneanfall der gewöhnlichen Migräne zwischen vier Stunden und drei Tagen dauern.
Migräne mit Aura
Die Migräne mit Aura (auch klassische Migräne) zeichnet sich, wie der Name schon sagt, durch der Schmerzattacke vorausgehende neurologische Ausfallerscheinungen aus [neurologische Ausfallerscheinungen sind Funktionsdefekte, die das Nervensystem betreffen. Seh- und Sprachstörungen sowie vorübergehende Muskellähmungen werden u.a. dazu gezählt.] Unter einer Migräne mit Aura leiden in etwa 10 bis 15 % der von Migräne betroffenen Personen. Die Sehstörungen halten in der Regel nicht länger als eine Stunde an. Mit dem Ende der visuellen Symptome beginnt meist der charakteristische Kopfschmerz. Der weitere Verlauf ähnelt anschließend dem der Migräne ohne Aura.
Auch bei der Migräne mit Aura müssen spezifische Kriterien zur eindeutigen Klassifizierung erfüllt sein.
- Sich langsam entwickelnde, dynamische Aurasymptome (Skotome [Gesichtsfeldausfälle unterschiedlicher Art], Lichtblitze, Flimmern o.ä., Wahrnehmungsstörungen)
- Vollständig reversible Seh-, Gefühls- oder Sprachstörungen
Die Migräne mit Aura kennt mehrere Unterformen mit unterschiedlichen Triggern bzw. Symptomen, die allerdings eine Auraphase gemeinsam haben.
Der Name der basilären Migräne (auch Basilarismigräne) kommt von der Schlagader Arteria basilaris, die für die Blutversorgung im Hirnstamm und dem Kleinhirn verantwortlich ist. Verkrampft diese Arterie, so die Vermutung, führt dies zu einer vorübergehenden Unterversorgung des Hirnareals. Neben den typischen Symptomen der Migräne mit Aura treten weitere Symptome auf, die teilweise deutlich über die der klassischen Migräne hinausgehen.
So zählen etwa Tinnitus und andere Hörbeeinträchtigungen, Ataxie (gestörte Bewegungskoordination), abweichende Sehstörungen wie Doppelbilder oder ganze Gesichtsfeldausfälle sowie Bewusstseinsstörungen und beidseitige Parästhesien (Kribbeln, Juckreiz, Taubheitsgefühl) zu den charakteristischen Symptomen der Migräne vom Basilaristyp.
Teilweise kann es zu einem Locked-in-Syndrom (LiS) kommen. Bei vollständigem Bewusstsein durchleben die Betroffenen einen fast vollständigen Lähmungszustand, der sowohl die Bewegung als auch die Kommunikation betrifft. Dieser beängstigende Kontrollverlust hält normalerweise zwischen 2 und 30 Minuten an.
Darüber hinaus tritt selten bei Migräneanfällen vom Basilaristyp auch das sogenannte Alice-im-Wunderland-Syndrom auf. Unter den typischen optischen Halluzinationen leiden vor allem Kinder mit Migräne. Die basiläre Migräne ist vor allem unter jungen Erwachsenen, die an Migräne erkrankt sind, verbreitet.
Auch wenn Symptome wie das LiS oder das Alice-im-Wunderland-Syndrom zu den seltenen Symptomen einer Migräne gehören, sind sie unzweifelhaft als besonders gravierend einzustufen. Das Bewusstsein und die Zuordnung derartiger Symptome als Teil einer Migräne fehlen in großen Teilen der Gesellschaft allerdings nach wie vor.
Noch weitaus heftiger können die Symptome einer hemiplegischen Migräne (komplizierte Migräne) ausfallen. Hier sind zwei verschiedene Formen zu unterscheiden, die sich zwar in den auftretenden Symptomen gleichen, allerdings unterschiedliche Ursachen haben. In diesem Zusammenhang konnten tatsächlich bereits klare Ursächlichkeiten festgestellt werden.
Familiäre hemiplegische Migräne
Bei der Diagnose dieses Migränetypus ist die Korrelation der bei Verwandten (ersten oder zweiten Grades) auftretenden Migräneattacken ein entscheidendes Kriterium. Ursächlich für die familiäre hemiplegische Migräne sind drei Gendefekte auf den Chromosomen 1, 2 und 19. Allerdings sind weitere Gendefekte, die denselben Migränetypus auslösen können, bislang noch nicht wissenschaftlich ausgeschlossen worden.
Sporadische hemiplegische Migräne
Obwohl die Symptome der sporadischen hemiplegischen Migräne denen der familiären hemiplegischen Migräne gleichen, werden Gendefekte als Ursache bislang ausgeschlossen, da insbesondere familiäre Vergleichsfälle nicht auftraten.
Bei einigen Patient*innen bleiben die Kopfschmerzen nach der Auraphase aus. Diese als Migräne ohne Kopfschmerzen (Migraine sans migraine) bezeichnete Unterform der klassischen Migräne ist besonders schwierig zu behandeln, da die gleichen Symptome auch Anzeichen eines Schlaganfalls sein können. Insbesondere bei Personen ab 40 Jahren, die eine solche Auraphase zum ersten Mal erleben, sollten alle möglichen neurologischen Ursachen ohne Zögern abgeklärt werden.
Zwei Formen der Migräne der Augen werden unterschieden. Neben der retinalen Migräne gibt es noch die Augenmigräne bzw. ophthalmoplegische Migräne. Bei beiden Formen wird derzeit diskutiert, ob sie überhaupt als Migränetypen gezählt werden können oder ob sie nicht vielmehr Ausdruck anderer Krankheiten sind. Die Ausführung zu diesen Formen fällt deshalb mit diesem Hinweis verkürzt aus. Dennoch wird auch hier das breite Spektrum der Erkrankung besonders deutlich.
Retinale Migräne
Auraähnliche, visuelle Symptome sind bei dieser Form der Migräne charakteristisch. Diese reichen von Skotomen, [plötzliche Farbveränderungen, Lichtblitze oder dunkle Flecken im Gesichtsfeld] über Flimmern bis zu vorübergehender Blindheit. Auch hier folgt auf die Phase der Sehstörungen meist eine Kopfschmerzphase, die aber im Vergleich zu den visuellen Symptomen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Betroffen ist in den meisten Fällen nur ein Auge. Aufgrund der Symptome ist eine Abgrenzung zu Migräneformen mit Aura mitunter schwierig.
Ophthalmoplegische Migräne
Die Symptome gleichen im Wesentlichen denen der retinalen Migräne, betreffen aber meist beide Augen, sodass das Sehen meist vollständig eingeschränkt wird. Im Gegensatz zu Migräneformen mit Aura klingen die Symptome für gewöhnlich bereits nach fünf bis zehn Minuten wieder ab. Halten sich die Symptome länger als 30 bis 60 Minuten, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, da in solchen Fällen eine Netzhautablösung ausgeschlossen werden muss.
Auch bei einer vestibulären Migräne sind Kopfschmerzen nur ein zweitrangiges Symptom. Vielmehr haben die Betroffenen mit Schwindel und Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen, die anfallartig auftreten. In manchen Fällen kommt es zu einer Auraphase. Aufgrund der ähnlichen Symptome besteht Verwechslungsgefahr mit der Innenohrerkrankung Morbus Menière, weshalb auch hier ärztlicher Rat gesucht werden sollte.
Die chronische Migräne wird, wie der Status migraenosus, zu den Migränekomplikationen gezählt, wobei es sich meist um eine Komplikation der Migräne ohne Aura handelt. Dennoch können auch in diesem Fall Aura-Episoden auftreten. Von einer chronischen Migräne wird gesprochen, wenn die Betroffenen mehr als 15 Tage pro Monat und über mehrere Monate hinweg unter Migräneanfallen leiden. Bei den Anfällen muss sich, für eine offizielle Diagnose, an acht Tagen in einem Monat der migräneinduzierte Kopfschmerz ausbilden.
Durch die Häufigkeit der Migräneanfälle sind die einzelnen Episoden oft kaum voneinander zu trennen. Dies erschwert nicht nur die Diagnose, sondern schränkt insbesondere den Alltag der Patient*innen stark ein. In den letzten Jahren wird eine ansteigende Kurve an chronischen Migränediagnosen verzeichnet.
Schwankungen des Hormonspiegels können ebenfalls ein Trigger für Migräneanfälle sein. Oft kommt es dann während bzw. kurz vor oder nach der Menstruation zu einer Attacke, wobei die Symptome dabei häufig intensiver und von längerer Dauer sind. Auch dieser Migränetypus kann mit oder ohne Aura auftreten. Zudem können auch andere hormonelle Schwankungen eine Migräneattacke auslösen.
Wetterinduzierte Migräneanfälle sind streng genommen kein eigener Typus von Migräne. Vielmehr handelt es sich um einen der häufigsten Trigger einer Attacke. Rasche Wetterumschwünge, Temperatur- und Luftdruckschwankungen verstärken die Häufigkeit von Migräneanfällen bei Betroffenen. Durch den Klimawandel werden solche extremen Wetterschwankungen in Zukunft vermutlich noch öfter vorkommen, weshalb auch wetterbedingte Migräneanfälle steigen könnten. Insbesondere der Winter stellt eine Herausforderung für Patient*innen dar, da Luftdruckwechsel, niedrige Temperaturen und trockene Luft die Regel sind.
Migränediagnostik
Eine Migräne wird in der Regel durch eine Befragung der Patient*innen durch den betreuenden Arzt oder Ärztin diagnostiziert. In den meisten Fällen wird eine Anamnese durch einen Arzt oder Ärztin vorgenommen, der/die dazu häufig den Grad der Beeinträchtigung (MIDAS: Migraine Disability Assessment Score) anhand eines spezifischen Fragebogens festhält. Ein zuvor geführtes Migräne- bzw. Kopfschmerztagebuch {Link zum Tagebuch} erleichtert die Diagnose. Zudem hilft das Tagebuch beim bewussten Umgang mit einer Migräneerkrankung.
Eine apparative Untersuchung [diagnostische Untersuchung, die meist mithilfe von elektronischen Medizinprodukten durchgeführt wird] ist zur Diagnose größtenteils nicht vorgesehen. Sie wird, höchstens angewendet, um bei begründetem Verdacht andere Kopfschmerzursachen auszuschließen.
Die Anamneseverfahren unterscheiden sich bei einer Migräne mit Aura und einer Migräne ohne Aura grundsätzlich nicht voneinander. Die verschiedenen Formen der Migräne werden erst nach der Auswertung der Anamnese deutlich. Die spezifischen diagnostischen Charakteristika sind im jeweiligen Kapitel aufgelistet.
Behandlung / Therapie
Eine Therapie ist die Voraussetzung dafür, die erschwerten Bedingungen, die eine Migräneerkrankung mit sich bringt, zu bewältigen. Im besten Falle ist daran nicht nur der oder die Betroffene beteiligt, sondern auch Familienangehörige oder Freunde.
Vor einer Behandlung muss die Migräne allerdings zunächst erkannt und diagnostiziert werden. Es gilt dabei: Je präziser die Diagnose, desto gezielter können Attacken behandelt werden. Wichtig ist: Die Ursachen einer Migräne sind nicht heilbar, es können lediglich die Symptome behandelt und Trigger vermieden werden.
Erfolgversprechend sind vor allem Mischformen aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Behandlungsstrategien.
Viele der Betroffenen benötigen zunächst eine akute Behandlung der Attacken mit Medikamenten. Leiden die Patient*innen mehr als drei Mal im Monat unter einem Anfall, ist in den meisten Fällen eine prophylaktische Therapie geboten. In beiden Fällen ist die Einbindung des direkten sozialen Umfelds von enormer Wichtigkeit.
Medikamentöse Behandlung
Erfahrungsgemäß wird bei leichten und mäßig starken Migräneattacken eine Behandlung mit rezeptfreien Medikamenten bevorzugt.
Unter die rezeptfreien Behandlungsmethoden von Migräne fallen zunächst gängige Wirkstoffpräparate wie Paracetamol und Ibuprofen (z.B. enthalten in Dolormin). Grundsätzlich ist hier auf übliche Nebenwirkungen und Verträglichkeit zu achten sowie auf die richtige Dosierung. Eine ausreichend hohe Dosierung ist essenziell, um Migränesymptome wirkungsvoll einzudämmen.
Als besonders wirksam gelten moderne Triptane {Link Triptane Artikel}. In verschiedenen Darreichungsformen können Triptane akute Symptome eines Migräneanfalls lindern. Ihre allgemein gute Verträglichkeit und die Verfügbarkeit verschiedener Präparate in Tablettenform, Nasenspray oder auch als Injektion (sog. Migränespritze) sorgen für eine breite Anwendbarkeit. Auch diese Präparate sind vielfach rezeptfrei erhältlich. Einige Triptane-Präparate sind allerdings aufgrund weiterer enthaltener Inhaltsstoffe nur auf Rezept erhältlich. Bei einer Attacke können Triptane akut gegen Migränesymptome helfen. Durch die verschiedenen Darreichungsformen und Unterschiede in der Dosierung wirken Triptane individuell besser oder schlechter. Daher müssen Betroffene bisweilen mehrere Präparate ausprobieren bevor eines Linderung verschafft.
Natürliche Behandlung / Behandlung ohne Medikamente
Neben rezeptfreien medikamentösen Behandlungsmethoden können individuelle natürliche Techniken eine wirkungsvolle Symptombekämpfung sein. Darunter sind in erster Linie Methoden der Reizabschirmung zu fassen, die durch Geräuschdämpfung und Verringerung der Lichtzufuhr charakteristische Triggerfaktoren reduzieren. Dazu zählen Ruhephasen in abgedunkelten Räumen, autogenes Training oder Aromatherapien.
Stellenweise werden sogenannte “Daith Piercings” als Therapiemethode empfohlen. Davon rät die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) strikt ab, da eine klinische Studie zur Wirksamkeit bislang aussteht.
Generell können homöopathische Mittel zur Linderung von Migränesymptomen eingenommen werden. Dabei muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass die Wirkung von Globuli bei Migräne nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist. Es wird vermutet, dass bei einigen Personen eine Wirkung über den Placebo-Effekt eintritt.
Einigen pflanzlichen Wirkstoffen wie Gelsemium sempervirens (Gelber Jasmin), Sanguinaria canadensis (Kanadische Blutwurz) und Iris versicolor (Schwertlilie) wird eine lindernde Wirkung bei migräneartigen Kopfschmerzen zugeschrieben. Im homöopathischen Arzneimittel Migräne Echtroplex® S werden diese drei Wirkstoffe kombiniert.
Migräneprophylaxe
Eine gezielte und langfristig angelegte Migräneprophylaxe wird in der Regel empfohlen, sobald Sie unter mehr als drei Attacken pro Monat leiden und eine Akutbehandlung ohne nennenswerten Erfolg bleibt. Auch hier gilt, dass lediglich den Symptomen der Attacke vorgebeugt werden kann, mit dem Ziel, Dauer, Schwere und Häufigkeit deutlich zu reduzieren.
Eine Prophylaxetherapie wirkt sich auf Ihren gesamten Alltag aus. Ein strukturierter Tagesablauf, regelmäßige Schlafenszeiten, eine ausgewogene Ernährung und eine allgemeine Routine sind wichtige Bausteine, um Stressfaktoren zu reduzieren und so Migräneauslöser zu vermindern.
Auch wenn Sie keine ganzheitliche Migräneprophylaxe durchlaufen, wird eine den Alltag strukturierende Routine empfohlen.
Darüber hinaus können hochdosierte Präparate wie Migravent {Link Produktseite} für einen ausgewogenen Haushalt spezifischer Mikronährstoffe wie Magnesium, Riboflavin (Vitamin B2) und Coenzym Q10 sorgen.
Für die zusätzliche medikamentöse Prophylaxe werden in der Regel Betablocker und Flunarizin verabreicht. Normalerweise schlägt eine solche Therapie nach drei Monaten an, teilweise dauert es bis zu einem halben Jahr bis erste Verbesserungen eintreten. Ist dies nicht der Fall, muss eine neue Medikamentenzusammenstellung durch den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin forciert werden.
Ist die Prophylaxe erfolgreich, wird empfohlen, alle 12 Monate eine Evaluierung der Wirksamkeit vorzunehmen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Vereinzelt können Hausmittel bei Migräne {Link zum Artikel} eingesetzt werden. Tee mit Gewürznelken oder Ingwer bspw. können individuell Abhilfe bei Migränesymptomen schaffen.
Fazit
Weltweit leiden 10 % bis 15 % aller Erwachsenen unter migräneinduzierten Symptomen. Frauen sind dabei weitaus häufiger betroffen. Aufgrund der vielen verschiedenen Migräneformen mit teilweise abweichenden Symptomen ist es nicht immer einfach, rasch eine eindeutige Diagnose zu stellen.
Da eine ursächliche Behandlung nicht möglich ist, sind Akuttherapie und Migräneprophylaxe die wichtigen Ansätze, um die Symptome der Betroffenen zu lindern. Eine individuelle Therapie, die Triggerfaktoren von Migräne reduziert und Anfällen vorbeugt, bietet für viele Betroffene einen vielversprechenden Weg, mit der Erkrankung zu leben und die damit verbundenen Einschränkungen zu verringern. Eine gute ärztliche Betreuung ist dazu ebenso bedeutsam wie die konsequente Arbeit an sich selbst.
FAQ
Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Arten von Migräne, die teilweise ähnliche und teilweise abweichende Symptomatik aufweisen. Aus diesem Grund ist es nicht immer einfach, eine klare Diagnose zu stellen. Zu den häufigsten Migräneformen zählen die Migräne mit Aura und die Migräne ohne Aura.
Ein Migräneanfall dauert in etwa zwischen vier und 72 Stunden. Halten die Symptome länger als drei Tage an, spricht man von einem Status migraenosus.
Die Ursachen für eine Migräneerkrankung sind bislang nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Aktuelle Studien zeigen, dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen Umweltfaktoren und genetischer Veranlagung besteht.
Um eine Migräne einwandfrei zu identifizieren, bedarf es einer entsprechenden Diagnose. Diese wird in der Regel von einem Arzt oder einer Ärztin vorgenommen.
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