Gelenkbeschwerden? Operation als allerletzte Behandlungsoption

Welche Maßnahmen stattdessen helfen können

Interview mit Prof. Dr. med. Wolfgang Pförringer, Orthopäde und Arthrose-Experte, München, Dezember 2015

Die orthopädischen Eingriffe bei Gelenkbeschwerden und Operationen mit Gelenkersatz gehen in Deutschland seit Jahren in die Höhe. Eine aktuelle deutschlandweite Untersuchung von Gelenknahrung an 1045 Patienten mit Gelenkbeschwerden ergab überraschende Ergebnisse zu der Zufriedenheit mit diesen Eingriffen. Sehr gefragt ist die Möglichkeit, mit konservativen Methoden wie Physiotherapie, Heilpflanzen und natürlichen Knorpelbausteinen eine Vielzahl von Gelenkbeschwerden wirksam zu lindern und zu beseitigen:

In der Fachzeitschrift „Orthopädie & Rheuma“ beschreibt der Experte Prof. Dr. med. Wolfgang Pförringer die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung und seine erfolgreiche Vorgehensweise bei Arthrose. Im Interview mit der Medizinjournalistin Maria Lohmann sagt der bekannte Spezialist:

„Ob Arthrose, Kreuzschmerzen oder andere Beschwerden - eine Operation sollte immer die allerletzte Behandlungsoption sein, wenn andere Mittel nicht weiterhelfen.“

Wird in Deutschland zu häufig operiert bei Arthrosen / Gelenkproblemen?

Das ist schwer zu sagen, aber mit Sicherheit gibt es Ärzte, die mehr operieren, als es nach Ansicht anderer Ärzte eigentlich sein müsste. Allerdings muss man auch sagen, dass viele Patienten eine hohe Erwartungshaltung haben, fordern, dass ihre Beschwerden sich schnell und dauerhaft bessern sollen und damit einen Handlungsdruck beim Arzt aufbauen. Während früher Gelenke versteift oder teilweise entfernt wurden, ist heute der Gelenkersatz (Endoprothese) das Mittel der Wahl. In Deutschland werden jährlich ungefähr 200.000 Hüftgelenke ersetzt. An 2. und 3. Stelle stehen Knie- und Schultergelenk. Die Zahlen steigen seit Jahren. Mit der demografischen Entwicklung wird diese Tendenz wahrscheinlich weiter ansteigen.

Mit welchen Gelenken haben die Patienten in der aktuellen Untersuchung am meisten Probleme?

Es zeigte sich, dass das Knie mit Abstand am beschwerdeanfälligsten ist (29%), gefolgt von Wirbelsäule, Finger, Hand, Schulter, Hüfte, Fuß und Ellbogen. 56% der Personen mit Gelenkbeschwerden gaben an, dass diese Beschwerden ihre Lebensqualität mindern.

Wieso profitieren nicht alle von einem operativen Eingriff oder einem künstlichen Gelenk? Ein Großteil ist nach der OP nicht zufrieden. Wie kommt das?

Die Untersuchung an 1045 Patienten mit Gelenkbeschwerden ergab: Jedem 5. wurde ein künstliches Gelenk eingesetzt. Fast 38% waren mit der OP nicht zufrieden, 19% würden sie nicht noch einmal durchführen lassen.

Mir persönlich erscheint diese Zahl hoch. Allerdings versprechen sich nach meiner Erfahrung Patienten und auch nicht selten Ärzte zu viel von einem operativen Eingriff. Nach der OP Bungee Springen oder Stabhochsprung – das geht nicht.

Wie aktiv gehen die Patienten mit ihren Gelenkbeschwerden um?

33% der Befragten akzeptieren diese Beschwerden als typische Verschleißerscheinungen. Nur 29% der Personen mit Gelenkbeschwerden in der Untersuchung haben frühzeitig etwas gegen diese Beschwerden unternommen. 35% der Patienten hatten schon länger als zwei Jahre Beschwerden, bevor sie sich erstmals in Behandlung begaben.

Mein Fazit: Bei Beschwerden wird noch immer zu lange gewartet. Um das Fortschreiten der Arthrose sobald wie möglich zu bremsen und Beschwerden zu lindern, setze ich das gesamte Spektrum konservativer Therapiemöglichkeiten ein.

Behandlungsziel: beweglich, schmerzfrei und belastbar werden.

Je früher man also auf die Erkrankung aktiv reagiert, desto besser stehen die Chancen, dass man lange beweglich und schmerzfrei bleibt?

Ja, gesunde Gelenke sorgen für Beweglichkeit und Lebensfreude. Mobilität bedeutet Freiheit. Beim Gelenk ist es besonders wichtig, frühzeitig zu reagieren, denn Haut, Muskeln, Nerven wachsen nach, aber der Knorpel nicht! Viele Patienten warten zu lange ab bei Gelenkbeschwerden, wie in der Studie ermittelt. Besser gleich in die Werkstatt, wenn das Auto Geräusche macht.

Wie zufrieden waren die Patienten in der Untersuchung mit konservativen Therapien?

In der Untersuchung wurden pflanzliche Präparate besser bewertet als die gängigen Schmerzsalben?

Mit pflanzlichen Präparaten waren die Befragten mit 60% zufriedener als mit topischen Analgetika (Schmerzgel und -salben). Das entspricht auch den Erfahrungen in unserer Praxis: Abgestimmt auf die anderen therapeutischen Maßnahmen setzen wir gezielt Medikamente auf pflanzlicher Basis ein, z.B. Weidenrinde und Rosskastanie oder Arnika äußerlich, zum Beispiel als Salbenverbände über Nacht.

Mit den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) waren 53% dieser Gruppe zufrieden. Zur Dauermedikation sind sie bei Gelenkschmerzen aber ungeeignet. Sie belasten Magen und Darm, können zu Magenschmerzen und Blutungen führen. Die Substanzgruppe Coxibe ruft erheblich weniger gastrointestinale Beschwerden hervor.

57% der Befragten sind mit der Wirkung von Mikronährstoffpräparaten (Glucosamin, Hyaluron, Chondroitin, z.B. in Tablettenform) zufrieden, sogenannte Knorpelbausteine.
Wichtig sind auch begleitende Maßnahmen der Physiotherapie.

Zu Teil 2 des Interviews: Hier weiterlesen

Allgemeine Hintergrundinformationen

1Pförringer, W et al..: Arthrosebehandlung mit Hyaluronsäure und Kombinationen – Datenlage zur intraartikulären und oralen Applikation. Zeitschrift Orthopädie und Rheuma, February 2016, Volume 19, Issue 1, pp 30-32.

2Deutschlandweite Befragung von 1045 Patienten mit Gelenkbeschwerden von Orthoexpert Gelenknahrung. Hersteller: Weber & Weber GmbH, Inning/Ammersee

Portrait Prof. Dr. med. Wolfgang Pförringer
Prof. Dr. med. Wolfgang Pförringer

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